Chronik des MGV Bedburg 1905 - 2005
Bedburg war immer schon eine sangesfreudige Stadt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schlossen sich in Bedburg sangesfreudige Damen und Herren zusammen, um in Chören gemeinsam zu singen. Um 1880 bestand ein Männergesangverein, Liedertafel, sowie ein gemischter Chor, der sich "Concordia" nannte. Danach gab es Bestrebungen, einen neuen Gesangverein zu gründen.
Das erste Vierteljahrhundert
1905 war es dann soweit. Treibende Kraft war der Kaufmann Aloys Frischen. Im Erft-Boten (Bedburger Zeitung) vom 6.12.1905 heißt es:
Eine stattliche Anzahl Herren hatte sich am verflossenen Freitag Abend im oberen Saale des Restaurants Reisiger eingefunden, um zu der Frage der Gründung eines Männergesangvereins Stellung zu nehmen. All` die Wünsche der Erschienenen deckten sich sämtlich mit denen der Einberufer, die dahingingen, mit der Gründung eines Männergesangvereins nicht länger zu zögern. In die ausgelegte Liste zeichneten sich sämtliche Anwesenden als Mitglieder ein. Bei der nun getätigten Vorstandswahl wurden folgende Herren per Akklamation gewählt: Aloys Frischen, Präsident; Leopold Ruland, Schriftführer; Wilhelm Cremer, Kassierer und als Beisitzende Heinrich Segger und Wilhelm Istas. Wie uns weiter mitgeteilt wird, hat Herr Organist Sabel sich in liebens- würdiger Weise bereit erklärt, den Dirigentenposten zu übernehmen. Die nächste Versammlung soll am nächsten Donnerstag Abend 9 Uhr wiederum im oberen Saale des Herrn Reisiger stattfinden; in dieser sollen die Statuten festgesetzt werden.
Die eigentliche Gründungsversammlung fand dann am 15. Dezember 1905 in der damals im Hause Graf-Salm-Straße 22 (heute G. Hesse) befindlichen Gaststätte "Zur Post" statt. Man wusste damals natürlich noch nicht, dass dieser Verein solange Bestand haben würde. Hier aber muß festgehalten werden, dass es immer wieder Männer gab, die dem Männergesangverein neue Impulse gaben. Einmal waren es die Chorleiter und zum anderen die Vorsitzenden. Der Vollständigkeit halber sei hier noch die "Gründungsmannschaft" um Aloys Frischen erwähnt: Leopold Ruland, Gottfried Reis, Josef Nettersheim, Wilhelm Cremer, Wilhelm Reisinger, Toni Bünnagel, Adam Kürten, Jakob Faust, Robert Hoffmann, Heinrich Schiffer, Fritz Henze, Wilhelm Istas, Heinrich Segger, Adolf Schmitz, Ludwig Schopen, Karl Litter, Gottfried Müller, Adam Brings, Adam Berrenkott, Sally Cohn, Adam Weinhag, Johann Görtz, Peter Röhrig, Jakob Langen, Josef Wahlen, Konrad Jakobs, Josef Frey, Paul Brinkmann, Gustav Lempertz und Cornelius Tesch. Es waren Kaufleute, Beamte, Handwerker und Angestellte, die den Verein 1905 ins Leben riefen. Alle Bevölkerungsschichten waren somit im Chor vertreten.
Der erste Dirigent war Heinrich Sabel, der damals gerade als Organist an St. Lambertus angefangen hatte. Geprobt wurde in der Gaststätte Reisinger und im Hotel Schwinges. In Bedburgs "guter Stube" früherer Jahre führte man dann auch 1905 den ersten Familienabend durch. Das erste große Konzert fand ebenfalls im Hotel Schwinges 1906 statt. Im gleichen Jahr trat Heinrich Sabel wegen Arbeitsüberlastung zurück. Sein Nachfolger wurde Peter Röhrig, der aber schon 1907 durch Peter Matzerath aus Düren abgelöst wurde. Unter seiner Regie fanden in den Folgejahren immer wieder Konzerte statt.
Der erste Weltkrieg unterbrach natürlich die kontinuierliche Probenarbeit. Viele Sänger wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Weltkrieg war es dann Aloys Ruland, der den MGV wieder zusammenrief. Und alle kamen, die schon dabei waren. Dazu gesellten sich Adam Fischermann, Oscar Henze, Jakob Meurer, Josef Schneider, Hans Löhnig, Christian Servos, Karl Schober, Hubert Ruland, Aloys Davids, Adam Kemmerling, Jakob Fassbender und Jean Dackweiler. Neuer Chorleiter wurde erneut Peter Röhrig. Vorsitzender und Chorleiter wurden 1920 durch Philipp Funke und Heinrich Kellershohn abgelöst.
Es begann nunmehr die Ära Kellershohn. Mit ihm hatte man den Chorleiter gefunden, der ein großes Stück MGV-Geschichte schrieb. Nahezu 30 Jahre lagen die Chorgeschicke in den Händen dieses großen Musikkenners. Unter seiner Stabführung wurden u.a., dank der finanziellen Unterstützung der heimischen Industrie, die Chorbücher des Deutschen Sängerbundes und das Tonger`sche Album von Prof. Schwarz, angeschafft. Heute besitzen diese Bücher Seltenheitswert. Vielseitige Aufgaben kamen auf den Verein zu. Neben Konzerten waren es städtische Feste, Goldhochzeiten und das Singen zu Allerheiligen. Dieser Tradition ist der MGV bis zum heutigen Tag treu geblieben. Im Jahre 1921 starb der eigentliche Gründer Aloys Frischen. Seit 1922 gehört der MGV dem Deutschen Sängerbund an. Nach dem zweiten Weltkrieg musste dieser Beitritt neu vollzogen werden.
Aus der Chronik entnehmen wir:
"Manche Krise, äußerer und innerer Natur, hatte der Chor in den Jahren 1924 bis 1927 zu überwinden. Inflationsnöte drohte das Vereinsleben zum Erliegen zu bringen. Sangesfreundliche Bürger, vor allem aber die leitenden Herren der Bedburger Industrie, wie Richard Holtkott, Friedrich Metz, Heinrich Hesterkamp und Alexander Schlossmacher griffen in dieser Zeit dem Verein hilfreich unter die Arme."
Die Familien und die Geselligkeit kamen jedoch auch in dieser Zeit nicht zu kurz. Das beweist eine Anzeige im Erft-Boten vom 24. Juni 1926. Heinrich Kellershohn unterbrach für zwei Jahre seine Dirigententätigkeit. Während dieser Zeit (1927 - 1928) sang der Chor unter der Leitung von Richard Kistermann aus Eschweiler. Das Jahr 1929 brachte auch einen Wechsel in der Vereinsführung. Josef Nettersheim löste Philipp Funke als Vereinsvorsitzenden ab. Die große Jubiläumsfeier zum 25jährigen Bestehen des MGV fand im Cafe Jäger am 14. Dezember 1930 statt. Inzwischen war der Verein auch Mitglied des Erftsängerbundes. Schließen wir die ersten 25 Jahre damit ab. Chorleiter war Heinrich Kellershohn, Vorsitzender war Josef Nettersheim, ein Mitbegründer des Vereins.
Das zweite Vierteljahrhundert
Der MGV ruhte nicht aus auf seinen Lorbeeren, die er anlässlich seines Jubiläums geerntet hatte. Für den Verein war es geradezu eine Verpflichtung, weiter zum Wohle des Liedgutes im allgemeinen und der Stadt Bedburg im besonderen tätig zu sein. Es gab in all den Jahren Konzerte. In der höchsten Leistungsstufe eingereiht, lag der MGV anlässlich des 13. Erftkreissängerfestes mit ganz klarem Abstand vorne. Eine beachtliche Leistung, die dem Verein auch von den Leistungsrichtern uneingeschränkt bestätigt wurde. 1935 trat Josef Nettersheim aus Gesundheitsgründen zurück; sein Nachfolger wurde Jean Dackweiler. Bis zum zweiten Weltkrieg trat der MGV bei allen weltlichen Anlässen auf und gab viele erfolgreiche Konzerte. 32 Sänger wurden wieder zum Kriegsdienst eingezogen. Am 11. Juni 1940 übernahm Wilhelm Herrenbrück den Vereinsvorsitz für den verstorbenen Jean Dackweiler. Im Sommer 1944 erlahmte jegliche Chorarbeit.
Drei Monate nach Kriegsende fanden die Sänger wieder zusammen. Das erste Konzert nach dem Kriege war am 29. Dezember 1946 im Rittersaal des Bedburger Schlosses. Im Jahre 1947 wurde der MGV hinsichtlich des Proben- und Vereinslokals sesshaft. Wöchentlich traf man sich wieder im Hotel Schwinges. Die Jahre 1947 - 1949 waren Schicksalsjahre des MGV. Viele Sänger kehrten dem Verein den Rücken. Der schwerste Schlag war aber war das Ausscheiden von Heinrich Kellershohn. Er wurde zum Ehrenchormeister ernannt. Mit Paul Havix aus Krefeld gelang es dem Verein, einen neuen Chorleiter zu finden, der schon am 6.11.1949 mit einem Konzert aufwartete.
Hatte der damalige Schirmherr Richard Holtkott am 6. Mai 1950 dem Verein eine Standarte gestiftet, so mussten ihn die Sänger 24 Tage später zu Grabe tragen. Mit ihm verlor der Chor einen großen Wohltäter. Das Vereinsleben wechselte in gewohnter Form. Konzerte und Familienfeste lösten sich ab. Bei den Erftsängerfesten war der MGV immer dabei. Das Jahr 1955 stand ganz im Zeichen des 50jährigen Jubiläums. Der Chor war mittlerweile für seine chorischen Leistungen bekannt. Das Jubiläumskonzert fand am 3. Juli 1955 im ehemaligen Saale Müller, Neußer Str. statt. Der Verein stand gefestigt da, hatte in Wilhelm Herrenbrück als Vorsitzenden und Paul Havix als Chorleiter Männer, die wussten, was sie wollten. Zusammen mit den anderen Vorstandsmitgliedern und den Sängern haben sie ein glanzvolles Jubiläum gestaltet, was noch lange Zeit in aller Munde war.
Das dritte Vierteljahrhundert
Im Jahr 1956 war das herausragendste Ereignis des Vereins die Teilnahme mit 40 Sängern am Deutschen Sängerfest in Stuttgart. Im Jahr 1958 dann der große Wechsel an der Vereinsspitze. Leo Noppeney löste Wilhelm Herrenbrück nach 18 Jahren Vereinsvorsitz ab. Zwischenzeitlich hatte man 1957 mit Wilhelm Braeckeler aus Neuss einen dynamischen Chorleiter gefunden, einen absoluten Fachmann in Sachen Männerchor. Nicht nur die Methodik des Probens wurde umgestellt, er erweiterte auch das Repertoire des Chores erheblich. Wilhelm Braeckeler war konzertbeflissen und wagte sich mit seinen 50 Sängern an Aufgaben heran, die auch das letzte von den Sängern verlangten. Er hatte natürlich mit Leo Noppeney auch einen Mann, mit dem er in dieser Richtung arbeiten konnte. Es soll in dieser Chronik nicht vergessen werden, dass es unter Wilhelm Braeckeler unvergessene Konzerte gab, an denen auch seine Frau als Sopranistin beteiligt war. Mit seiner humorvollen Art trug er wesentlich zur Geselligkeit im Chor bei. Als Braeckeler der Ruf nach Düsseldorf zum dortigen MGV Apollo ereilte, verließ er den Chor.
Die Ratlosigkeit war nur von kurzer Dauer. Der aktive Vorstand bescherte dem Chor mit Christoph Klöver einen Dirigenten, einen Meister seines Fachs. Es war fast ein Vorweihnachtsgeschenk, denn Klöver kam am 1. November 1965. Die Handschrift des neuen Dirigenten war unverkennbar. Die Leistung des Chores steigerte sich immer mehr. Mit Christoph Klöver erlebten die Sänger und die vielen Freunde der Chormusik schöne und abwechslungsreiche Konzerte. Viele Höhepunkte hatte die Klöver`sche Zeit für den Bedburger Männergesangverein. Hier sei besonders die Kantate "Gesang vom Menschenleben" erwähnt, die am 6.12.1975 in der Aula der Realschule uraufgeführt wurde. Diese Kantate war ein Geschenk des Komponisten, Freund und Gönner des MGV Heinz Pauels.
1978 trat Leo Noppeney nach 21 Jahren Vorsitz zurück und übergab den Vorsitz an Victor Steffens, nachdem Gerd Schmitz den Verein für einige Monate geführt hatte. Dieser Wechsel erfolgte nahtlos und beeinträchtigte in keiner Weise die gute Harmonie unter den Sängern, denen man zugute halten muß, dass sie ihren Verein lieben und dass ihnen keine Aufgabe zu schwer oder zu groß ist. Selbst die Wanderjahre nach dem Fortgang von Willi Heidemann konnten den Verein nicht erschüttern. Willi Heidemann gab den Sängern im Hause Schwinges viele Jahre ein Zuhause. Dieses Probenlokal bleibt für viele Sänger unvergessen. 1980 war dann das Jahr, in dem der MGV 75 Jahre alt wurde. Nach Vorabendmesse, Festkommers am 18.10.1980 fand am 25.10.1980 im Saale der VAW das Jubiläumskonzert statt. Stargast des Abends war Felicia Weathers. Weiterhin wirkten mit der Volkschor der Stadt Bergheim sowie die Kölner Philharmoniker. Uraufgeführt wurde u.a. die Komposition Jubilate von Heinz Pauels, der zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Das vierte Vierteljahrhundert
Die 80iger Jahre waren gespickt mit musikalischen Leckerbissen. Konzerte fanden oft in Kombination mit dem Volkschor Bergheim und dem Bedburger Kirchenchor statt. Auch ausländische Orchester wie die Musikkapelle Maastricht sowie Stargast Bruce Low gaben dem MGV die Ehre. 1987 erfolgte wieder ein Wechsel an der Vereinsspitze. Victor Steffens übergab das Amt des Vorsitzenden an Karl Heinz Henkel. Dann der Schock. Christoph Klöver schied 1988 aus gesundheitlichen Gründen aus. Nun ging die Sängerzahl ständig zurück. Der Chor geriet in eine Krise. Eine Chorgemeinschaft mit Blerichen sollte nur vorübergehend Entlastung bringen. Wechselnde Probenlokale sowie Dirigentenwechsel taten das übrige dazu bei.
1991 kam dann das Ende für die Chorgemeinschaft. Als der Vorstand sich nicht über eine Dirigentenverpflichtung einigen konnte, trat der 1. Vorsitzende Karl Heinz Henkel nach nur 4jähriger Amtszeit zurück. Noch im selben Jahr war dann ein Neubeginn des MGV. Neuer Vorsitzender wurde Ludwig Kraus und als Dirigent konnte Chordirektor Jürgen Gieck für den Chor verpflichtet werden. Es waren gute Entscheidungen. 1992 wurde dem MGV mit Karl Schmitz ein neuer Protektor beschert, der dem Chor bis zum heutigen Tag die Treue gehalten hat. Mit dem Chorgesang ging es unter Jürgen Gieck wieder aufwärts. 1995 war ein Jahr mit vielen Höhepunkten. Das 90jährige Bestehen wurde mit vielen Veranstaltungen begangen, u.a. einer Matinee im Arkadenhof, ein Gemeinschaftskonzert der vereinigten Gieck-Chöre (8 an der Zahl) und als Höhepunkt das Weihnachtskonzert am 10.12.1995 in der Pfarrkirche St. Lambertus.
1996 ereilte den Chor eine schlechte Nachricht. C. Klöver verunglückte am 15.4.1996 tödlich. Ein großer Verlust für die Musik-Region Rhein-Erft. In den Folgejahren entwickelte sich der Chor dann immer weiter, das Repertoire wurde kontinuierlich ausgebaut. Die Konzerte waren sehr abwechslungsreich. Mal als Matinee, Frühjahrs- oder Herbstkonzert, Gieck sorgte stets dafür, dass dem Chor hohe Aufmerksamkeit zuteil wurde. Auch sonst trat der Chor regelmäßig in der Öffentlichkeit auf. Sei es auf Goldhochzeiten, runden Geburtstagen, Jubiläen von Städten und Vereinen, kurzum der MGV war wieder eine feste Größe in unserer Stadt und Region. Auch für sich selbst tat der Chor etwas und veranstaltete Sängerfahrten nach Mainz, Antwerpen, Brügge, Linz, um hier einige zu nennen.
Ein kleiner Höhepunkt war das Chor-Seminar/Sängerfahrt nach Oberhof in Thüringen im Jahr 2000. Man verbesserte nicht nur die Gesangstechnik durch einen Musiklehrer, sondern rückte auch enger als Chor zusammen. Eine gelungene Veranstaltung. Das Jahr 2001 sollte der Höhepunkt der Gieck´chen Ära werden. Zusammen mit den Gieck-Chören aus Brüggen, Glesch, Königshoven und den Solisten Bianca Gierok, Michael und Lukas Jüttendonk fuhr man zu Lande (Bus/Bahn) und mit der Lufthansa vom 13.-20.10.2001 nach Ungarn, wo die vereinigten Chöre drei tolle Konzerte veranstalteten. Man sang in der Basilika von Esztergom, Matthias Kirche zu Budapest (Krönungskirche des österreichischen Kaisers und ungarischen Königs Franz-Josef I) Das dritte Konzert fand in der Synagoge von Zalaegerszeg statt. Den Auftritt in der Synagoge kann man ohne Übertreibung als perfekte Darbietung von Chorgesang bezeichnen. Neben den großartigen gesanglichen Darbietungen (u.a. wirkte auch ein ungar. Rundfunkchor mit) gewann der Chor unvergessliche Eindrücke von Land und Leuten. Ein weiterer Höhepunkt war auch die abendliche Donaufahrt in Budapest, dem Paris des Ostens.
Praktisch auf dem Höhepunkt seines chorischen Schaffens im Erftkreis gab J. Gieck bekannt, dass er aus beruflichen Gründen nach Bayern wechselt. Am 17.12.2001 wurde J. Gieck nach zehnjähriger Dirigententätigkeit von unserem Vorsitzenden Ludwig Kraus im Pfarrsaal Augustinerallee verabschiedet. Es war ein bewegender Abschied.
Es war schwer, nach zehn erfolgreichen Gieck-Jahren einen Neustart hinzulegen. Was sollte ein neuer Dirigent können? Sollten wir versuchen, dort weiterzumachen, wo wir aufgehört haben? Mir welchem Liedgut sollten wir die Öffentlichkeit für uns einnehmen? Wie bekommen wir Nachwuchs in einen Chor, dessen Altersdurchschnitt über 60 Jahre ist? Alles Fragen, die gelöst werden mussten. Mit Hermann-Jürgen Schmitz aus Kaster bekamen wir einen fast jugendlichen Dirigenten, der mit dem Dekanatsjugendchor San Francesco schon große Erfolge aufzuweisen hatte. Schmitz krempelte den Chor und sein Liedgut vollkommen um. "Wir brauchen ein Musik-Repertoire, welches breitere Bevölkerungsschichten anspricht" war sein Credo.
Praktisch in einem Jahr wurden über 60 neue Lieder und Musikstücke einstudiert. Pate standen Operette und Musical, Filmklassiker und Lieder der kölschen Mundartgruppe Bläck Fööss. In der geistlichen Musik wurden moderne Kompositionen einstudiert. Hier und heute können wir festhalten: Wir haben den Umbruch geschafft, wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Der Wechsel ist uns nicht leicht gefallen, jedoch aus schweren Geburten sind oft prächtige Kinder hervorgegangen. Am 18. Mai 2004 kam es zu einer Veränderung in der Vereinsführung. Herbert Fassbender wurde mit überwältigender Mehrheit zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt und löste somit Ludwig Kraus in diesem Amt ab. Zum Schluss dieser Chronik sollte festgehalten werden, dass der MGV letztendlich seine Erfolge in gesanglicher wie auch in vereinsgeschichtlicher Hinsicht zwei Umständen zu verdanken hat: Vorsitzende, die über längere Zeiträume den Verein führen und gestalten konnten und Chorleiter, die den Chor über lange Jahre formten und weiterentwickelten.
Hier sind Namen wie Wilhelm Herrenbrück, Leo Noppeney, Victor Steffens und Ludwig Kraus zu nennen, die es zusammen auf 60 Jahre Vorsitz brachten und Dirigenten der Extraklasse wie Heinrich Kellershohn, Paul Havix, Wilhelm Braeckeler, Christoph Klöver und Jürgen Gieck, die den Chor über 70 Jahre führten. Hier und heute können wir versprechen, dass der Chor auch weiterhin ein wesentlicher Bestandteil im kulturellen Leben der Stadt Bedburg sein wird. Das sind wir der Musik und unseren Vorgängern schuldig.